Französische Meisterschaft 2019 in Maubuisson

Bereits zum dritten Mal in Folge beherbergte der Cercle de la Voile de Bordeaux die offene französische Meisterschaft der A-Cats. Der Club liegt am wunderschönen und recht großen Lac d’Hourtin, drei Kilometer von der Atlantikküste entfernt. Wer auf Dünen, perfekte Sandstrände und Pinienwälder steht, kommt hier voll auf seine Kosten. Erneut lockte das attraktive Revier ein hochkarätiges Feld mit 51 Teilnehmenden aus acht Nationen an.

Die weiteste Anfahrt hatte Tom Bojland aus Dänemark, knapp gefolgt von Vladislav Ptasnik aus der Tschechischen Republik. Aus Deutschland hatten sich Matthias Dietz, Jens Krauss und Christian Stock auf den Weg gemacht.

Während es im vergangen Jahr fast durchgängig T-Shirt-Wetter gab, stellten diesmal ausgedehnte herbstliche Regenfronten die Segler auf die Probe. Vor der Meisterschaft regnete es teilweise wie aus Kübeln, die Pfützen waren wohnzimmergroß. Danach wurde es besser, bis auf eine bemerkenswerte Ausnahme, von der gleich noch die Rede sein wird.
Am Trainingstag vor der Regatta weht ein prächtiger Wind mit 12 bis 15 Knoten. Es gab viele spannende Speedvergleiche. Beeindruckend war insbesondere der 75-jährige Piet Saarberg (dem die Klasse laut eigenen Angaben rund 800 Carbonmasten zu verdanken hat). Er hatte seinen Mast auf 8,40m Länge gekürzt und ein perfekt dazu passendes Decksweepersegel schneidern lassen. Mit diesem Setup war er am Wind nicht nur sehr schnell, sondern erzielte auch phänomenale Höhe. Vormwind war er dann allerdings durchaus überholbar.

In Frankreich sind die Classicboote nachwievor stark vertreten, hier hatte ein starkes Kontingent von 37 Classics gemeldet. Viele Classics waren technisch auf dem aktuellen Stand, einige waren sogar rückgebaute Foiler (darunter auch DNA F1 und Exploder AD3). Auch die älteren Boote waren zumeist in Topzustand; wer hier mit ungepflegten Plattformen oder ausgelutschten Segeln antritt, sieht kein Land. Bei den Foilern waren keine Novitäten zu beobachten, es scheint, als sei der Evolutionszyklus inzwischen stark verlangsamt. Das schont nicht nur die Geldbeutel, sondern bringt auch Ruhe in die Klasse. Und es lenkt den Blick immer stärker auf die seglerischen Leistungen der einzelnen Piloten.

Pünktlich zur Startzeit am ersten Renntag stellte der Wind auf zwei bis vier Knoten ab. Da die Wettfahrtleitung sich brav an die Klassenvorgaben zur Mindestwindgeschwindigkeit hielt, kam kein Rennen zustande.

Am zweiten Tag dann ein gegenteiliges Bild: Auf dem See wurden von einer verankerten Wetterstation bis zu 32 Knoten Wind gemessen (man konnte das in Echtzeit im Internet verfolgen. Tolle Sache!). Erst gegen Mittag lieg der Wind nach, so dass die Segler aufs Wasser geschickt wurden. Einige zogen es vor, an Land zu bleiben, anderen war angesichts weiter angekündigten Regenfronten nicht ganz wohl bei der Sache. Der erste Lauf konnte bei moderatem Wind von rund 10 Knoten gesegelt werden. Hier zeigten nahezu alle Foiler, welches Potential in ihnen steckt.
Dann frischte der Wind auf. Angesichts der schwarzgrauen Wolken war klar, was jetzt kommt: Viel Regen und viel Wind. Eine so nasse Wettfahrt hatten die meisten Segler in ihrer Karriere noch nicht erlebt, da waren sich hinterher an Land alle einig. Der Wind überstieg die 20 Knoten allenfalls punktuell. Doch weil der sintflutartige Regen alles platt bügelte, sah man die heftigen Böen nicht herankommen. Viele kenterten, zum Glück ohne Schaden an Mensch und Boot. Minutenlang war man im Blindflug unterwegs, die Tonnen waren nicht mehr zu sehen und man konnte nur ahnen, wo sie liegen. Die Wettfahrleitung hielt sich erneut brav an die Vorgaben der Klasse, diesmal zur maximalen Windgeschwindigkeit, und ließ das Rennen laufen. Im Ziel waren dann alle sehr erleichtert, dass es nicht ganz so brutal gekommen war, wie es leicht hätte sein können.
Der dritte Lauf war dann nur noch nass, die circa 14 Knoten waren ganz gut zu bewältigen. Emmanuel Dodé ließ in allen Rennen nichts anbrennen und fuhr drei erste Plätze. Matthias Dietz erzielte die Platzierungen drei und vier, konnte aber beim dritten Rennen nicht starten, weil das Vorliek teilweise aus der Nut kam. Das spülte ihn vorerst auf den 17. Platz zurück. Zu seiner eigenen Überraschung fand Christian Stock sich auf dem ersten Platz der gesonderten Classic-Wertung wieder. Dazu verhalfen ihm weniger herausragende Einzelplatzierungen, als vielmehr die Konstanz.

Der dritte Renntag begrüßte die geplagten Segler mit Sonne und Leichtwind. Ein Rennen in der Morgenbrise musste wegen einsetzender Flaute abgebrochen werden. Zum Leidwesen von Christian und Matthias, die zu diesem Zeitpunkt auf Platz 1 und 3 lagen. Die gesamte Flotte verholte sich dann an die umliegenden Sandstrände und genoss eine ebenso sonnige wie gesellige Pause. Erst nach mehreren Stunden setzte eine segelbare Nachmittagsbrise ein, in der noch ein Lauf zu Ende gebracht werden konnte. Danach wurde der Wind immer besser, aber wegen der bevorstehenden Sitzung der französischen Klassenvereinigung wurde früh Feierabend gemacht. Schade, hier wären noch zwei Läufe mehr drin gewesen.

An letzten Renntag lag Spannung in der Luft. Es war leichter Wind bis maximal zehn Knoten angesagt. Konnten die Foiler sich gegen die Classics erwehren, insbesondere der führende Emmanuel Dodé? Konnte Matthias seinen herausragenden zweiten Platz in der Gesamtwertung halten? Konnte Christian sich gegen die bärenstarken französischen Classic-Segler behaupten, insbesondere gegen den Vorjahressieger Albert Roturier? Nach zwei sehr engen Läufen, bei denen Albert erwartungsgemäß vorne lag, hatten beide Deutsche sich schon damit abgefunden, jeweils einen Platz zurückgefallen zu sein. Dann die Überraschung an Land: Matthias blieb zweiter in der Gesamtwertung. Das war nach 2017 (Platz 3) und 2018 (Platz 5) erneut ein riesiger Erfolg für ihn. Matthias ist bei der französischen Meisterschaft immer topmotiviert, das Revier liegt ihm einfach. Christian wurde Gesamtvierter, er holte sich zudem mit nur einem Punkt Vorsprung auf Albert den Sieg der Classic-Wertung (bei der die Foiler komplett heraus gerechnet werden. Es handelt sich also nicht um einen Auszug aus der Gesamtwertung). Für Jens Krauss wehte insgesamt deutlich zu wenig Wind, bei mehr Druck wäre sicher mehr drin gewesen als der 43. Platz.

Emmanuel Dodé hatte es geschafft, den Leichtwindtag mit Platz 13 und 1 an der Spitze des Klassements zu überleben. Somit wurde er äußerst verdient französischer Meister! Bei ihm waren es konstant exzellente Leistungen bei allen Windbedingungen, die ihn zum Sieger machten. Gleiches gilt für Matthias. Foiler-Piloten, die sich bei Leichtwind schwer tun, werden die Botschaft nicht so gern hören, aber die Wahrheit ist: Ein gut gesegelter Foiler kann auch bei Wind von 5 bis 7 Knoten mit den schnellsten Classics mithalten! Und es liegt nicht allein am Gewicht, denn weder Emmanuel noch Matthias sind ausgesprochene Leichtgewichte. Sie konnten beide auf der Kreuz so viel Vorsprung herausfahren, dass sie die 200 Meter Verlust auf der Vorwindstrecke wegsteckten.

Fazit: Trotz widriger Witterung war es wieder einmal eine tolle Regatta, die durchaus noch mehr Teilnehmer verdient. Höhepunkt der Social Events war das von den Seglern selbstorganisierte Büfett, zu dem alle aus ihren Herkunftsregionen leckere Spezialitäten zum Essen und Trinken mitgebracht hatten. Eine gute Idee, die zur Nachahmung einlädt.

Christian Stock (GER 100)

Gesamtwertung:
http://www.cerclevoilebordeaux.com/regates/resultats-2019/national_classea_g.htm

Classic-Wertung:
http://www.cerclevoilebordeaux.com/regates/resultats-2019/national_classea_class.htm

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